Es sei das erste Mal, dass in den Hallen des Justizpalastes Theater gespielt werde, meinte Markus Kupferblum am Beginn seines Theaterstückes – selbst den Mann vom Lande spielend im Dialog mit Göttin Justitia. Den Wahrheitsgehalt dieser Ansage einmal dahingestellt – so manchen Dramen hat das Haus wohl jedenfalls bereits eine Herberge gegeben – es bildete gestern den Auftakt für einen rundum gelungenen Premierenabend von VOR DEM GESETZ. Dass dabei aber auch an diesem Abend die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Theater permanent zu vergegenwärtigen waren, gab dem Stück genau den Reiz, den Theater heute ausmacht, um sich von Reproduzierbarem am Bildschirm zu unterscheiden. Ein Stationentheater, in dem das Publikum zu staunenden Mitspielern mutierte, und dafür in Gruppen durch den Palast geführt wurde. Gerne weiterempfohlen, um die Mühlen der Justiz verdichtet mahlen zu sehen und zu spüren. Die Texte bilden eine Collage von Samuel Beckett bis Hans Kelsen. Mein Urteil: Anschauen, keine Berufung zulässig.
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