Manchmal frage ich mich, ob die Trendforscher der Autoindustrie beunruhigt Blogs auswerten. Und wie lange der erste Aufschrei wohl her ist, der durch die Entwicklungsabteilungen gegangen sind angesichts von Role-Models, die sich durchaus lustvoll von ihrem Auto abwenden und noch dazu daraus nicht nur kein Geheimnis daraus machen, sondern es allen mitteilen, die es wissen wollen (siehe hier, hier, hier oder hier).
Spätestens seit ich auch vor eineinhalb Jahren meinen durchaus rasant beschleunigenden Boliden in vertrauenswürdige(re) Fahrerhände übergab, sprich veräußerte, gehöre ich in meinem sozialen Umfeld gerne zu jenen, welche die Vorzüge der öffentlichen Verkehrsmittel predigen aufzählen. Neben den bekannten Pro-Argumenten wie der Produktivität bei langen Zugfahrten dank Laptop und (endlich) Steckdosen und der vergleichsweisen hohen Sicherheit, erlebe ich die Anreise stressfrei, inbesondere weil in Zeiten wie diesen ich punktgenau sagen kann, wann ich da bin (bzw. wie sehr ich mich verspäte, ja, auch das kommt vor). Hilfreiches Prognose-Instrument (Achtung Empfehlung!) sind dabei insbesondere Applikationen wie Scottymobil der ÖBB und auch seit der vorletzten Version für Fahrplaninformationen nützliche GoogleMaps am Handy. (Ersteres macht die vergleichsweise geringere Bedienerfreundlichkeit durch Präzision wett und verfügt sensationellerweise über Informationen zu aktuellen Verspätungen, die den Schaffner im bereits fahrenden Zug durchaus alt uninformiert aussehen lassen können.)
Aber seit wenigen Tagen haben die ÖBB einen Stein im Brett, den ich nicht vorenthalten will. Wer hätte das gedacht, dass ich den ÖBB je 1690 Euro zahlen wollte und nicht nur Danke sage, sondern es in die Welt hinausposaune (sofern Du und ich als Welt sehen dürfen. Wir dürfen.)
Ich weiß nicht, wie lang es schon möglich ist, nur dass die Idee beim letzten Wahlkampf durchaus politisch strapaziert wurde (siehe dazu etwa hier) – allerdings in der Vollvariante, nämlich als Ticket für ALLE Verkehrsmittel. Seit ich nämlich von der ÖBB-Variante („alle Züge der ÖBB“) weiß und nach längerem Grübeln und und einfachen Kalkulationen, habe ich mich nun nämlich durchgerungen, eine Österreich-Card der ÖBB zu erwerben.
Meine Überlegung: Ich habe in den vergangenen zwölf Monaten trotz Vorteilscard sicherlich mehr als 1.000 Euro in Fahrscheine investiert (ja, da ist man schon einmal in der Woche mindestens zwischen Landeshauptstädten unterwegs) und es wird in diesem Jahr sicherlich mehr. Auch wenn es immer noch weniger ist als die Österreich-Card kostet, so hab ich mir eine Art Nutzungselastitizät unterstellt, wie es ja auch der Mobilfunker beim Telefontarif tut (um 0 Euro telefoniert man ja nicht dieselbe Menge billiger, sondern möglicherweise mehr), sprich, dass ich einfach mehr mit dem Zug unterwegs sein werde, wenn mich das Mehr-Unterwegs-Sein nicht mehr kostet.
Tja, und dann kam das Überraschende: Obwohl bereits fest entschlossen, den Gedanken Taten folgen zu lassen, wies mich der freundliche Berater des staatlichen Eisenbahnwesens darauf hin, dass es um 100 Euro Aufpreis das ganze für die Familie gibt. Für die ganze Familie? Jawohl. Und seitdem ist mir auch klar, warum die ÖBB aufgeregt die Information mit Rufzeichen versehen. Zitat Prospekt (und Website):
„Mit der ÖSTERREICHcard kann jeder Karteninhaber auch alleine reisen!“
(Übrigens auch Kinder bis zum 15. Lebensjahr; wer jünger als sechs ist, fährt sowieso kostenlos, allerdings wohl nicht allein ;-)).
Wer kann denn da noch widerstehen, frag ich mich heute? Und flugs vergleichsweise günstiges Family-Upgrade dazu und mit dem Gefühl im Zug, dass meiner Holden und mir die ÖBB tatsächlich das Leben erleichtert. Zu zahlen ist das Ticket dabei in Monatsraten. Das Schöne dabei: Dieser sensationelle Familientarif war ja nur mehr das Pünktchen auf dem i, nachdem ich es sowieso kaufen wollte: Um 100 Euro mehr eine Jahresticket für zwei. Wer nun den Rechenstift nicht bei der Hand hat: Bei der Nutzung durch zwei Erwachsene für nur 2,45 Euro pro Tag liegt einem das ÖBB-Schienennetz zu Füssen… Den dicken Schneefall und den Autofahrer bei ihrem Schritttempo heute bei der Rückfahrt nach Wien aus dem gemütlich-warmen Abteil zuzuschauen, bedurfte es hier gar nicht mehr zur Bestätigung, andererseits: Snowboarden in Bad Gastein, Lech, Zell am See – here I come: Um 0,- Euro mehr.
0 Kommentare zu “Das teuerste Zugticket meine Lebens. Und wie es mich glücklich macht.”