Neue Gäste kommen und gehen, wir bleiben. Zum Frühstück sitzen alle an einem großen Eichentisch und werden bewirtet. Fixes tägliches Gesprächsthema am Beginn des Tages: Jeder erzählt seine Story, wie er denn dieses versteckte Plätzchen ausfindig gemacht hat. Wenig überraschend: ohne Internet wäre wir alle nicht hier. Dazu muss man sich folgendes vergegenwärtigen: Kein Schild, kein Wegweiser führt zu diesem Platz. Jeder Ankömmling, der auf Basis der Informationen aus dem Internet den felsigen Hügelweg erklommen hat, ist bis zum letzten Moment verunsichert, ob er nicht jetzt doch in ein privates Grundstück eingedrungen ist und am falschen Haus klopft. Erschöpfung vermischt sich dann jedes Mal mit gewaltiger Erleichterung, für Aussenstehende bietet sich damit jedes Mal aufs Neue ein beeindruckendes Mimenspiel.
Das Erkunden der Gegend ist mittlerweile fixer Bestandteil unseres Tagesablaufs. Variantenreich meist die Kombination aus Hinfahrt und Rückweg, bieten sich doch Zug, Schiff und per Pedes an: der eineinhalbstündige Fußmarsch nach Corniglia gestattet einen ersten Einblick, wie beliebt dieses Reiseziel ist, gerade in den Osterferein. Bitter wird es auf diesen schmalen Pfaden, wenn einem eine Busfuhr entgegenkommt: Während man sich eng an die Felswand klammert, stapfen nach einander mindestens 40 Personen vorbei. Deutsche Gruppen erkennt man daran, dass sich jeder bemüssigt fühlt, einen blöden Witz zu machen, wie viele denn noch kommen. Klingt jetzt bissig, aber der Blick auf die Küstenlandschaft und das Meer trösten über alles hinweg. Gegrüßt wird auf den Pfaden übrigens in allen Sprachen, außer italienisch – das scheint am wenigsten wahrscheinlich.
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